Die Grundschulkinder aus Alsfeld und Lauterbach hatten Glück. Sie durften nach den Herbstferien bei der Apfelkeltertour 24 mitmachen.
Was gibt es Besseres, als den Sachkundeunterricht draußen zu erleben? Und am Ende sogar selbstgemachten Apfelsaft zu probieren? Seit vielen Jahren bietet das Ausbildungszentrum Natur- und Umweltbildung (AZN) Naturerlebnishaus Heideberg e.V. die beliebte Keltertour an. Drei Schulen aus dem Vogelsbergkreis waren dabei.
Die Äpfel werden mit den Lehrkräften im Klassenverband auf Streuobstwiesen und in Schulgärten gesammelt. Manche Kinder bringen auch Ernte aus den heimischen Gärten mit. Und dann geht es zur Sache: Erst hobeln, dann pressen, dann abfüllen und probieren. Die Handarbeit ist eine willkommene Abwechslung zum Schulalltag. Die Lehrkräfte verbinden den Ausflug mit ihrem Sachkundeunterricht und freuen sich über fleißige Schüler*innen.
„Die Keltertour 24 war ein voller Erfolg und hat uns kurzzeitig wieder nah an die Natur gebracht!“, sagt Jessika von Kiparski vom AZN-Team. „Dank der SEI-Projektförderung konnten wir in diesem Jahr eine neue Handkelter und Gerätschaften kaufen.“ So kann das AZN das Programm hoffentlich auch in den nächsten Jahren wieder anbieten.
Umweltbildung mit Kopf, Herz und Hand
Das Ausbildungszentrum Natur- und Umweltbildung (AZN) Naturerlebnishaus Heideberg e.V. gibt es seit über 30 Jahren. In dieser außerschulischen Bildungseinrichtung geht es um Lernen in der Natur und eine ganzheitliche Pädagogik im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Der gemeinnützige Verein in Kirtorf im Vogelsbergkreis koordiniert und berät Umweltschulen. Er macht Angebote für ganz unterschiedliche Altersgruppen, seien es Naturerlebnistage, Wiesenexkursionen, Wald-Rallyes oder Klimabildung.
Interview mit Jessika von Kiparski, Projektkoordinatorin der Keltertour 24 beim AZN-Naturerlebnishaus
Was war für Sie ein schöner Moment in diesem Projekt?
Es war ein belohnender Moment zu sehen, wie sich die Kinder beim Einsatz der neuen Obstmühle betätigt haben. Durch die neuen Klingen konnten die Kinder die Äpfel leicht wie Butter schneiden. Sie konnten ohne große Mühe die Kurbel selbst betätigen und erleben, wie der Saft aus der Presse kam. Die leuchtenden Augen beim ersten Probieren des selbst gemachten Safts, das ist immer wieder beglückend!
Wenn jemand dieses Projekt nachmachen will, welche Erfahrungen oder Tipps können Sie weitergeben?
Viele Hände leckeres Ende!
Was ist Ihre Motivation oder vielleicht auch ihr Erfolgsgeheimnis?
Das Projekt ist ein Herzensprojekt von nachhaltigkeitsliebenden Menschen, die sich mit hohem persönlichem Engagement dafür einsetzen. Mit jeder Person, die mitmacht funktioniert es besser und besser. Je mehr Menschen aktiv werden, umso größer ist das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Das Ergebnis ist in diesem Fall sogar messbar und zwar in Liter und Kilos.
Wenn viele Menschen diese Idee umsetzen würden, wie sähe die Welt dann aus? Und was bräuchte es dafür?
Die Kinder bringen den selbstgewonnen Saft mit nach Hause und berichten. So wächst das Bewusstsein über die Zusammenhänge „Vom Apfel zum Saft“. Mehr und mehr Menschen bekommen auf diese Weise Lust, mitzumachen und organisieren sich zur gemeinschaftlichen Pflege, Ernte und Verarbeitung des Obsts von Bäumen in der eigenen Gemeinde. Die Wiederbelebung der heimischen Landschaft und der Streuobstwiesen schafft für Pflanzen und Tiere einen überlebenswichtigen Lebensraum. Synergieeffekte und größere Kooperationen können sogar eine ganz Region bereichern und nachhaltig wirken. Wenn viele kleine Menschen, an vielen kleinen Ort, viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern!
Hier geht’s zu Website und den Angeboten des AZN https://www.azn-vogelsberg.de/
Text: Gesa Maschkowski