Neues Urban Gardening Sitzmöbel für Alle

Ein stylisches Sitzpodest mit Pflanzgefäßen schafft eine Oase im Freien.

Im Gemeinschaftsgarten des Tortuga Eschersheim e. V. lädt ein neuartiges Sitzmöbel zum Verweilen ein. Das Besondere daran ist: Die Sitzpodeste sind mit Pflanzgefäßen verbunden und enthalten Wassertanks. Die Pflanzen werden über ein automatisches Bewässerungssystem gegossen. Doch der Initiative geht es noch um mehr als Gärtnern.

Wer steckt dahinter?

Die Aktiven von Tortuga Eschersheim haben aus einer ungenutzten Brachfläche einen Ort der Begegnung gemacht. Die Stadt Frankfurt hat dem Verein dafür Teilflächen einer Grünanlage zur Verfügung gestellt. Die Gründer:innen machen auf diesem Platz einen Traum lebendig: Sie wollen das nachbarschaftliche Miteinander stärken und einen Ort für nachhaltige Stadtentwicklung schaffen. Der Verein bewirtschaftet daher nicht nur den Gemeinschaftsgarten. Er unterstützt zum Beispiel auch die Verteilung von Regio-Bio-Gemüse aus solidarischer Landwirtschaft. Er veranstaltet Social Days für Unternehmen, Kleidertausch-Partys oder Nachbarschaftscafés. So wächst nachhaltiges Leben im Quartier.

Für wen ist das Projekt?

Die moderne begrünte Sitzbank soll ein Ort zum „Hinpflanzen“ werden, im doppelten Wortsinn. Sie ist ein Geschenk und eine Einladung an alle Personen in der umliegenden Nachbarschaft. Das können Besucherinnen und Besucher der Grünanlage sein, Kinder und deren Eltern vom nahegelegenen Spielplatz, Jugendliche und junge Erwachsene, die Freizeitsport betreiben oder auch Gäste der anliegenden Pizzeria oder des Jugendbüros.

Interview mit Fritz Kuwe, Mitinitiator

Was war für Sie ein schöner Moment in diesem Projekt?

Unsere Einweihungsfeier war sensationell. Wir hatten Glück mit dem Wetter, es waren etwa 50-60 Menschen da, die Stimmung war ausgelassen und die Band hat super gespielt. Wir haben am Abend vorher die Bepflanzung vorgenommen und alles verhüllt. Dann konnten wir die Bank wie ein Geschenk auspacken. Dabei sind auch einige lustige Sachen passiert. So wurde die Feier zu einem unvergesslichen Erlebnis. Heute erzählen wir uns davon Anekdoten, es sind Freundschaften entstanden und es ist ein Stück Teamgeschichte gewachsen.

Was ist Ihre Motivation oder vielleicht auch ihr Erfolgsgeheimnis?

Unsere Motive sind sehr unterschiedlich. Uns verbindet Altruismus, die Experimentierfreude und das gemeinsame Handeln, das schweißt uns zusammen. Das sind auch die Ziele der Transition-Town-Bewegung: Nachhaltig leben mit Kopf, Herz und Hand. Wir nehmen auch in Kauf, dass Dinge mal scheitern können. Das braucht Resilienz, Durchhaltevermögen und Toleranz miteinander.

Wenn viele Menschen diese Idee umsetzen würden, wie sähe die Welt dann aus?

Wie die Welt dann aussähe, wissen wir noch nicht. Diese Bank ist ein Baustein für etwas, das wir jetzt noch nicht sehen können und das in Entwicklung begriffen ist. Dadurch, dass wir dem Stadtteil dieses Geschenk machen dürfen, können wir aber schon mal ein anderes Bild von Menschsein zeigen. Die Bank steht für die Möglichkeit, dass wir Menschen Gemeinschaftswesen sind und gemeinsam etwas zum Positiven verändern können. Zum Beispiel dass wir mehr Wert auf Gesundheit und Zufriedenheit legen.

Wenn viele Menschen diese Idee umsetzen, dann würde es mehr Orte geben, an denen Menschen Gemeinschaft leben können, ohne dass dies durch Differenzen in Politik und Religion überschattet wird. Dann würden Gemeinschaftssinn, Herzlichkeit, Mitmenschlichkeit und Gemeinwohl auch in der Öffentlichkeit sichtbarer werden.

Wie geht es jetzt weiter?

Noch kann man die Wirkung nicht so spüren, aber es verhilft unserem Vorhaben auf alle Fälle zu mehr Akzeptanz in der Nachbarschaft. Wir versuchen zu zeigen, dass Anpassung an den Klimawandel eine ergebnis-offene gemeinschaftliche Aufgabe ist. Die Kinder haben die Bank schon akzeptiert und mit Kreide bemalt. Nächstes Jahr, wenn der Sommer kommt, dann ist das eine wunderschöne Stelle, wo man unter den Bäumen in der Abendsonne sitzen kann. Neben dem Nutzen, dem Spaß und der Schönheit ist ein wichtiger Aspekt für Projekte wie unseren Gemeinschaftsgarten, dass wir zeigen können, dass solche Vorhaben auch von der Politik gewollt sind.

Zur Initiative geht’s hier lang https://tortuga-eschersheim.de/

Interview und Text: Gesa Maschkowski