Auf dem Sonnenhof durften Kinder, Eltern und Großeltern erleben was auf und unter den Äckern lebt und wächst und wie man daraus leckeres Essen macht.
Die Pädagogin Hanna Stanke und die Ökologin Theresa Biermann vom Verein Viele Hände e.V. haben sich ein tolles Programm ausgedacht. Drei Tage lang durften die großen und kleinen Gäste die Felder und Wiesen der Solidarischen Landwirtschaft Sonnenhof in Neukirchen erkunden. Sie haben frische Kräuter, Salate und Gemüse geerntet und zubereitet. Sie haben das “geheime Netz des Lebens” erforscht: Unseren Boden. Am dritten Tag schließlich ging es mit der Zeitmaschine in die Zukunft. Mit einer Schatzkarte habe sich Kinder, Eltern und Großeltern auf die Suche nach einem Essen gemacht, das gut für alle ist: Für die Natur, Tiere und die Menschen weltweit. Und natürlich habe sie an jedem Nachmittag gemeinsam eine leckeres „Zukunftspicknick“ zubereitet.
Mit allen Generationen über die Felder
Die Bildungsreihe „Zukunftspicknick“ war ein generationenübergreifendes Format für Eltern oder Großeltern mit ihren Kindern ab vier Jahren. Bei ihren Ausflügen über die Felder haben sie erlebt, was natürliche Kreisläufe sind und welche große Rolle vielfältige Lebewesen und der Boden für unsere Ernährung spielen. Das Projekt fand an einem besonderen Ort statt, der solidarische Landwirtschaft Solawi Sonnenhof in Neukirchen. Er ist ein Best Practice Beispiel für eine kooperative und zukunftsfähige Landwirtschaft. Bei diesem Modell tun sich Gärtner*innen und Bürger*innen zusammen und überlegen gemeinsam, welche Art die Landwirtschaft sie ermöglichen wollen. Die Mitglieder finanzieren gemeinsam die Betriebskosten des Hofes für ein Jahr und teilen sich die Ernte aus den Gärten und Feldern.
Viele Hände e.V. – Umweltbildung vor Ort
Träger des Projektes war “Viele Hände e.V.”. Der gemeinnützige Verein setzt sich für Umweltschutz und Umweltbildung ein und stärkt ein gutes Miteinander. Er hat die Gründung der Solidarischen Landwirtschaft am Sonnenhof von Anfang an tatkräftig begleitet. Bis heute ist er eine wichtige Unterstützungsstruktur und Kooperationspartner zum Beispiel für Veranstaltungen und Bildungsarbeit.
Interview mit Hanna Stanke, Kindheits- und Familienpädagogin und Kursleiterin
Was war für Sie ein schöner Moment oder Erfolg in diesem Projekt?
Jedes Mal, wenn wir das gemeinsame Essen fertig hatten war ein schöner Moment. Denn alle haben sehr schön zusammengearbeitet und es war ein gutes Miteinander. Wir haben dann ein Wertschätzungslied gesungen für den Garten und die Erde. Am letzten Tag waren wir unterwegs. Die Kraniche sind geflogen. Die Kinder haben Äpfel gegessen, die sie gesammelt haben und es wurde spürbar, was die Naturverbindung mit den Menschen macht und wie viel Entspannung das bringt.
Auch die Begeisterung bei der Unterweltforschung war beindruckend, wenn die Kinder etwas Neues gefunden haben wie Kellerasseln oder Würmer. In der Zeit haben die Eltern Informationen vom Leiter der Solidarischen Landwirtschaft über Bodenaufbau bekommen. Wir haben festgestellt: das passt gut zusammen.
Wenn jemand dieses Projekt nachmachen will, welche Erfahrungen oder Tipps können Sie weitergeben?
Die Zusammenarbeit verschiedener Generationen ist sehr wertvoll. Es ist etwas ganz anderes, als wenn Kinder abgegeben werden. Ich finde es viel entspannter. Auch unter den Erwachsenen entstehen Gespräche. Es lohnt sich daher, die Solidarische Landwirtschaft als einen Lernort erfahrbar zu machen und zwar nicht nur über Hoftage, sondern auch über das gemeinsame Kochen, sehr niederschwellig.
Diese Erfahrung machen wir nun schon seit zwei Jahren bei unserem offenen Familientreff. Da laden wir alle Familien ein, gleich ob sie Mitglieder der Solawi sind oder nicht. Eine Aktion dauert zweieinhalb Stunden. Wir kochen dann zusammen, gewinnen Saatgut oder schneiden Weiden. Das wird sehr gut angenommen. Darüber sind auch schon Kontakte und Vernetzung entstanden.
Über das Projektteam: Was ist Ihre Motivation oder vielleicht auch ihr Erfolgsgeheimnis?
Wir haben eine ähnliche Vision von der Landwirtschaft der Zukunft und einer lebensfreundlichen Kultur. Das verbindet uns. Und wir pflegen eine achtsame Kommunikation auf Augenhöhe. Das zweite ist die Suche nach win-win Situationen. Projekte sollen möglichst vielen Zwecken dienen, das ist mir persönlich auch ein Anliegen: Wie können Projekte für alle Beteiligten einen Nutzen bringen?
Wenn viele Menschen diese Idee umsetzen würden, wie sähe die Welt dann aus? Und was bräuchte es dafür?
Ich hoffe, dass die Menschen dann achtsamer mit Lebensmitten umgehen. Dass ihnen bewusster wäre, wo alles herkommt und was natürlichen Kreisläufe sind. Dafür bräuchte es eine SoLawi in jedem Dorf und viel mehr Orte, wo man so etwas erleben kann.
Ich habe das Gefühl, bei manchen Menschen scheitert es auch am Geld. Es wäre schön, wenn es eine Förderung gäbe, dass die Lebensmittel aus einer Solawi günstiger sein könnten. Denn mehr Bildungsangebote für sich allein sind nicht ausreichend. Es braucht immer auch Angebote, damit nachhaltige Lebensmittel für alle verfügbar werden.
Mein großer Wunsch wäre, dass es fast nur Gemüse von regionalen und solidarischen Landwirtschaften gibt. Unsere Arbeit bewirkt etwas, aber es bräuchte viel mehr Menschen, die eine solche Landwirtschaft aktiv unterstützen und auch einfordern, angesichts der vielen Krisen wie Klima, Wasserknappheit, Bodenverlust und Artensterben.
Es wäre schön, man sich nicht Sorgen machen müsste, ob es im nächsten Jahr wieder genug Mitglieder für die Finanzierung gibt. Für mich ist es manchmal schwer nachzuvollziehen, warum es keine viel größere Nachfrage nach derart sinnvollen und wirksamen Projekten wie SoLawis gibt. Wir müssen diese Idee aktiv an die Menschen herantragen und dafür werben. Diese Orte erlebbar und erfahrbar machen ist ein Teil davon, sodass eine emotionale Nähe entsteht.
Hier geht’s zum Verein und zur solidarischen Landwirtschaft
- “Viele Hände e.V.” https://viele-haende.de/ueber-uns/
- Solidarischen Landwirtschaft Sonnenhof in Neukirchen https://www.solawi-sonnenhof.de/
Text und Interview: Gesa Maschkowski