Hier sind die Teilnehmenden Chef

Möhrenschälen mit vereinten Kräften Foto: Bastian Ripper, Rückenwind e.V.

Inklusive Kochgruppe zaubert gesunde Alternativen zu Dickmachern aus der Tiefkühltruhe

Günstig, gesund und in Bioqualität kochen, das kann ganz einfach sein. Das hat die inklusive Kochgruppe im Darmstädter Westen drei Monate lang jeden Freitag erprobt.

Die Teilnehmenden leben in eigenen Wohnungen mit kleinen Küchen und haben verschiedene Handicaps. Doch alleine Kochen macht wenig Spaß. Gerade wenn Fertiggerichte erschreckend günstig sind. Einen Kochkurs haben die wenigsten besucht. Das hat sich nun mit der Projektförderung geändert.

In der inklusiven Kochgruppe wurde zum Beispiel ausprobiert, was man aus Nudeln und Gemüse alles machen kann. Die Teilnehmenden haben den Markt oder den Bioladen besucht und neue Lebensmittel kennen gelernt. Jetzt können sie sich selbst eine leckere Mahlzeit zubereiten, die wenig kostet und die nachhaltig und gesund ist. Mit dem inklusiven Kochkurs ist auch ein neuer Treffpunkt entstanden – und neue Freundschaften.

Tür an Tür – von Mensch zu Mensch.

Rückenwind – solidarische Quartierarbeit im Darmstädter Westen e.V. ist ein kleiner gemeinnütziger Verein. Er kümmert sich um Unterstützung und konkrete Hilfe für Menschen mit psychischer Erkrankung, körperlicher Erkrankung oder geistiger Behinderung. Im Quartier wohnen und leben 26.000 Menschen. Das Besondere ist: Alle Aktiven von Rückenwind e.V. leben selbst hier. So begegnet man sich auf Augenhöhe von Nachbar*in zu Nachbar*in.

Interview mit Ines Ripper, Leiterin des Kochkurses

Was war für Sie ein schöner Moment oder Erfolg in diesem Projekt?

Ein schöner Moment in der Kochgruppe ist, wenn die Teilnehmenden erst fragen „Was ist das denn, schmeckt das überhaupt?“ Und wenn sie dann etwas Neues probieren, was sie selbst zubereitet haben und sagen: „Das ist aber lecker“. Besonders toll ist, wenn sie berichten, dass sie es zu Hause noch einmal nachgekocht haben.

Wenn jemand dieses Projekt nachmachen will, welche Erfahrungen oder Tipps können Sie weitergeben?

Ganz wichtig ist, dass man mit einfachen Dingen anfängt; dass man die Wünsche der Teilnehmenden einbezieht. Dann kommen die Ideen von alleine und die Rezepte werden immer anspruchsvoller. Man muss sich von dem Druck befreien, dass man etwas Besonderes machen muss. Wir haben es mit Menschen zu tun, die noch nie Nudeln gekocht haben. Da wurden wichtige Fertigkeiten nicht mitgegeben. Und leider sind Pizza Salami, Lasagne und Tütensuppen erschreckend günstig. Eine gute Kochgruppe macht aus, dass die Teilnehmenden Sachen erlernen, die einfach sind und die nachmachen können. Zum Beispiel, wie man Reis, Nudeln oder Kartoffeln kocht. Und es darf auch mal was anbrennen. Pannen dürfen passieren, das passiert ja zu Hause auch.

Was ist Ihre Motivation oder vielleicht auch ihr Erfolgsgeheimnis?

Ich mache das aus Freude an der Gruppendynamik. Wir haben einen tollen Abend, wir kochen gemeinsam, wir essen gemeinsam, wir haben einen Raum, es kommt auch jeder gut rein und es ist egal, ob jemand psychische oder körperliche Erkrankungen hat.

Wenn viele Menschen diese Idee umsetzen würden, wie sähe die Welt dann aus? Und was bräuchte es dafür?

Die Welt sähe sehr positiv aus, wenn alle so eine Nachbarschaft hätten. Da wären noch viel mehr Menschen mit Behinderungen einbezogen. Das sind einfache Dinge, mit denen man das Leben verbessern kann. Dafür braucht es Menschen, die mit Begeisterung dabei sind und natürlich Räumlichkeiten und eine Ausstattung.

Hier geht’s zum Verein: www.rueckenwind-darmstadt.de

Interview: Gesa Maschkowski

Das wird lecker: Erst in die Panade, dann aufs Blech mit der Zucchini. Foto: Bastian Ripper, Rückenwind e.V.

Gemüseteller - Foto: Bastian Ripper