Hier kommt alles zusammen: Freude am Kochen, leckeres Essen, ungewöhnliche Rezepte, Bio-Regio Zutaten und begeisterte Gäste, die sich Zeit nehmen für ein ausgiebiges Schwätzchen.
Einmal in der Woche kocht das Team des Nachbarschaftsvereins Zusammen in der Postsiedlung e.V. in Darmstadt ein Menü. In die Töpfe und auf die Teller kommen nur Lebensmittel aus kontrolliert biologischem Anbau, so regional wie möglich und so fair wie möglich. Das was, hier serviert wird, zeugt von Lust am Kochen und von Experimentierfreude. Denn auch rote Beete und Buchweizen lassen sich so lecker zubereiten, dass selbst Fleischfans zugreifen. Serviert wird auf Mehrweg-Geschirr. Am Ende werden alle Reste verschenkt. Und wer etwas einpacken will, bekommt dafür zertifiziertes Mehrweggeschirr. Die Förderung ermöglichte einen Großeinkauf und viele leckere Mittagstische im Herbst 2024.
„Mit dem Angebot sorgen wir für neue Ideen und laden zum Nachkochen ein“, sagt Bastian Ripper, der erste Sprecher des Vereins „Wir möchten für gutes Essen aus ökologischer Landwirtschaft werben, denn die negativen Folgen der intensiven Landwirtschaft werden immer sichtbarer. Und wir möchten Lust machen auf spannende Nahrungs-Alternativen auf dem Teller!“
Das Essen kommt bei den Senior*innen sehr gut an. Meist sind es ältere Frauen, aber auch hochbetagte Männer, die im Quartier Darmstadt-West und Alt-Bessungen leben. Und natürlich ist der Mittagstisch auch ein sozialer Treffpunkt. Alleinlebende Menschen können hier zwanglos neue Kontakte knüpfen.
Wer steckt dahinter?
Der gemeinnützige Verein „Zusammen in der Postsiedlung e.V. “ setzt sich für gute nachbarschaftliche Beziehungen ein, zwischen Jung und Alt, zwischen Menschen mit und ohne Handicap, zwischen Vermögenden und materiell nicht so gut gestellten Personen. Die Nachbarinnen und Nachbarn verbindet die Vision eines sozialen und ökologischen Quartiers.
Sie organisieren Aktivitäten für Kinder, Familien, alleinstehende Senior*innen und inklusive Angebote. Ein Quartierladen in einem ehemaligen Edeka-Supermarkt ist zum Dreh- und Angelpunkt geworden.
Interview mit Bastian Ripper, 1. Sprecher des Vereins „Zusammen in der Postsiedlung e.V.“
Was war für Sie ein schöner Moment oder Erfolg in diesem Projekt?
Der schönste Moment ist immer um 12:30, wenn wir das Essen ausgeben und die Gäste dann sagen: „Ach ist das schön!“ Wir richten ja auch die Teller schön an. Natürlich gibt es auch Nachschlag, denn manche Gäste kochen nicht mehr zu Hause. Für diese Menschen sind wir wie ein Restaurant – und das kostenfrei.
Wenn jemand dieses Projekt nachmachen will, welche Erfahrungen oder Tipps können Sie weitergeben?
Das Allerwichtigste ist, dass motivierte Leute an Bord sind. Es muss nicht von Anfang an ein gutes Projekt sein. Das kommt nach und nach. Dafür gibt es auch ein hohes Verständnis, wenn am Tag Eins nicht alles perfekt ist.
Was ist Ihre Motivation oder vielleicht auch ihr Erfolgsgeheimnis?
Wir haben es ein starkes Netzwerk von engagierten Menschen aufgebaut. Die meisten wohnen hier und haben mitbekommen, dass hier gute Stimmung herrscht. Das spricht sich herum. Die Quote der Aussteiger*innen ist gering. Wir veranstalten Aktivenfeste, es gibt kleine Geschenke zum Geburtstag und Unterstützung bei persönlichen Problemen. So wächst auch unter den Aktiven ein soziales Netz.
Wenn viele Menschen diese Idee umsetzen würden, wie sähe die Welt dann aus? Und was bräuchte es dafür?
Wenn über gesunde Ernährung gesprochen wird, dann gehen bei vielen Leuten die Warnlampen an. Das ist ein Problem. Wenn es viele solcher Angebote wie unseren Mittagstisch gäbe, dann wäre eine ausgewogene Ernährung irgendwann ganz normal; dann würde das einfach im Alltag ankommen, dass es nicht das Schnitzel aus Massentierhaltung sein muss und dass ökologisches und regionales Essen lecker schmeckt.
Dafür es bräuchte staatliche Förderprogramme für kleine Initiativen. Und es müssen Menschen sein, die vor Ort im Quartier wohnen. Nach meiner Erfahrung reicht es nicht, wenn große Verbände Personen einstellen, die von 8-16 Uhr in Quartiersbüros arbeiten. Denn die sind abends nicht da und am Wochenende auch nicht. So werden staatliche Gelder versenkt, ohne dass es ein Empowerment vor Ort gibt.
Wie geht es weiter?
Es ist ein permanentes Trommeln und Werben und es wird auch weiter gehen. Die Ehrenamtlichen sind da, wir haben über 80 Aktive, da ist genügend Womenpower. Aber es ist ein ständiges Kämpfen um kleinste Ressourcen. Da geht es nicht um viel Geld. Wenn dann an anderer Stelle große Summen ausgegeben werden, da kommt man schon ins Nachdenken
Hier geht’s zum Verein: https://www.postsiedlung.de/
Interview: Gesa Maschkowski