Die Weltbevölkerung wächst, das fruchtbare Ackerland ist begrenzt. Weltäcker zeigen, wie wir genug Nahrung, Kleidung und Energie für alle erzeugen könnten.
In Friedberg Fauerbach, direkt neben einem Saisongarten, gibt es seit 2024 einen Weltacker – den ersten in Hessen. Hier können die Besucherinnen und Besucher erleben, wie viel Land jedem Menschen zur Verfügung steht, um sich zu ernähren, zu kleiden und zu wärmen. Wenn wir die globalen Ackerflächen gerecht aufteilen, dann sind das 2000 m² pro Person. In der Wetterau wuchsen auf dieser Fläche im ersten Jahr Hafer, Kartoffeln, Gemüse, Zuckerrüben und Sommerweizen. Als Faserpflanzen wurden Hanf und Lein angebaut. Die Sonnenblumen dienten als Ölpflanzen und die Ackerbohnen als Eiweißquelle und Viehfutter. Auch für Insekten gab es auf einem bunten Blühstreifen reichlich Nahrung.
Die Förderung von SEI Hessen hat den Start des Weltackers unterstützt mit der Anschaffung von Schildern und Saatgut, einem Bauwagen für Geräte und mit Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit.
Wiederverbindung zur Nahrungsproduktion
„Viele Menschen können nicht mehr erleben, dass alles, was wir essen, von unseren Böden herkommt“, sagt Monika Brenninger, die das Projekt mitgegründet hat. Mit dem Weltacker möchte der Verein Bewusstsein schaffen, dass jeder Bissen eine Wirkung auf Böden, Wasser, Menschen, Tiere und das Klima hat. Er möchte zum Nachdenken anregen, wie die Ackerflächen der Welt für alle reichen können. Hier sollen Kinder, Erwachsene, Lehrende, Hochschulen, Volkshochschulen, Vereine oder auch Teams auf ihrem Betriebsausflug erleben, wie sich die Kulturen über das Jahr entwickeln- von der Aussaat bis zur Ernte.
Weltacker Wetterau e.V. – ein junger Verein mit einem großen Netzwerk
Der gemeinnützige Verein wurde im August 2023 von Menschen mit langjähriger Gartenpraxis gegründet. Dazu gehören ein Biolehrer, ein Gärtnermeister, Erzieher*innen und Pädagog*innen. Der Verein ist Teil des Weltacker Netzwerkes, das sich gegenseitig unterstützt und das Konzept verbreitet. Im Jahr 2024 gab es 12 Weltackerprojekte in Deutschland. Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft organisiert den Austausch der Initiativen und unterstützt sie mit Materialien und einem Leitfaden.
Interview mit Monika Brenninger, Mitinitiatorin
Was war für Sie ein schöner Moment oder Erfolg in diesem Projekt?
Das war der Weltackererlebnistag. Das Wetter war schön und die Familien sind mit ihren Kindern auf das Gelände gestürmt. Es wurde richtig voll. Es war schön, die Kinder zu erleben, wie sie mit Eifer die Kartoffeln ausgegraben haben. Auch die verschiedenen Lernstationen waren gut besucht, zum Beispiel der Workshop „mit Erde malen“.
Wenn jemand dieses Projekt nachmachen will, welche Erfahrungen oder Tipps können Sie weitergeben?
Auf jeden Fall sollte man Kontakt zur Weltacker-Koordination aufnehmen und sich den Leitfaden durchlesen. Und man braucht gute Leute, die an einem Strang ziehen.
Was ist Ihre Motivation oder vielleicht auch Ihr Erfolgsgeheimnis?
Wir hatten das Glück, dass bei unseren Veranstaltungen zwei oder drei Leute dazu kamen, die in den Ruhestand gegangen sind und etwas Sinnvolles machen wollten. Das Projekt ist allen ein Herzensanliegen, und das ist eine gute Ebene. Wir brennen dafür.
Wenn viele Menschen diese Idee umsetzen würden, wie sähe die Welt dann aus? Und was bräuchte es dafür?
Wir bräuchten so viele Weltäcker, dass sie regulär in die Bildung miteinbezogen werden können. Damit die Menschen erfahren können: Die Welt könnte paradiesisch aussehen, mit mehr Gemeinschaftsgefühl. Und damit ihnen bewusster wird, dass wir alle Teil einer großen Menschheitsfamilie sind. Wir würden anders mit den Böden umgehen und der Frage, welche Nahrungsmittel angebaut werden. Denn auf unserem Weltacker sieht man ja, dass 40 % der knappen Fläche nur für Tierfutter genutzt wird. Man erlebt, warum es sinnvoll ist, zum guten alten Sonntagsbraten zurück zu kehren und was es bedeutet, wenn die Natur und die Tiere nicht ausgebeutet werden oder was ein belebter Boden ist, der Regenwasser wie ein Schwamm aufsaugt, Humus aufbaut und CO2 bindet. In unserer Landnutzung steckt ein sehr erhebliches Potential für unsere Klimalösung.
Hier geht’s zum Weltacker Wetterau https://www.weltackerwetterau.de/
Text und Interview: Gesa Maschkowski