Nachhaltigkeit verbindet Groß und Klein
Hören, Tasten, Riechen, Schmecken, Bewegen, Spüren, Träumen und natürlich Essen, darum ging es bei dem neuen Mitmachangebot der Lebenshilfe Frankfurt am Main. Die Workshopreihe rund um den Sinnesgarten hat Jung und Alt und zusammengebracht und den Garten zum Erfahrungs- und Erlebnisort gemacht.
Ein Garten voller Leben
Auf dem weitläufigen Grundstück der Lebenshilfe Frankfurt am Main ist ein inklusiver Ort der Begegnung entstanden. In einer Gartenbegehung haben die Teilnehmenden eine große, bunte Visionswand gestaltet und ihre Ideen und Wünsche aufgeschrieben. In den Ferien konnten Demenzkranke und Kinder mit Behinderung den Garten beim Ernten und Essen erleben. Sie haben gemeinsam Saatgutkugeln geformt und Kunstwerke gestaltet. Es gab Workshops für achtsame Körperwahrnehmung und Ernährung. Und die Teilnehmenden durften sich über kulinarische Ess-Erlebnisse freuen, zum Beispiel selbstgemachte Gummibärchen, Apfelwaffeln, veganen Nudelsalat oder auch Gemüsebällchen.
Wer steckt dahinter?
Die Lebenshilfe Frankfurt setzt sich seit mehr als 60 Jahren für eine inklusive Welt ein. 1961 wurde die Frankfurter Lebenshilfe als gemeinnütziger Verein von Eltern und Angehörigen von Menschen mit geistigen Behinderungen gegründet. Heute ist sie ein professioneller sozialer Dienstleister. Mehr als 1200 Menschen nutzen die Angebote.
Nachhaltigkeit verbindet
Die Workshops waren für ganz unterschiedliche Teilnehmende: jüngere und ältere Kinder, Jugendliche mit Behinderungen und Menschen mit Demenz – denn Nachhaltigkeit verbindet. Und wenn es klappt, dann dürfen auch Nachbarn hier irgendwann mit gärtnern.
Interview mit Eva Wick, Leiterin Freizeit und Reisen
Was war für Sie ein schöner Moment in diesem Projekt?
Ich habe mich sehr gefreut, dass verschiedene Abteilungen der Lebenshilfe Frankfurt diese Förderung nutzen konnten. So konnten wir unterschiedliche Angebote zum Thema „Sinne und Ernährung“ durchführen. In einem Workshop haben meine Kolleg:innen zum Beispiel gesunde Fruchtspieße gemacht, die wie Tiere aussahen. Was meine Erwartungen übertroffen hat, das waren die vielen tollen Ideen und Wünsche unserer Teilnehmenden an den Garten, die auf der bunten Visionswand gelandet sind.
Was ist Ihre Motivation oder vielleicht auch ihr Erfolgsgeheimnis?
Inklusion und Nachhaltigkeit liegen mir sehr am Herzen. Daraus ist die Motivation entsprungen und das möchte ich gern weitergeben. Auch die Kolleginnen und Kollegen waren mit Herzblut dabei. Das ist entscheidend für unsere Arbeit.
Welche Erfahrungen oder Tipps können Sie weitergeben?
Wir haben festgestellt, dass es hilfreich ist, wenn man sich von Anfang an ein Ziel setzt, was man im Projektzeitraum erreichen möchte und wenn man dann in kleinen Etappen plant. Genauso wichtig ist es, sich zeitnah nach einer Folgefinanzierung umschauen, am besten sogar direkt. An dem Punkt entscheidet sich häufig, ob solche Projekte gelingen oder scheitern. Es lohnt sich auch, groß zu denken, so dass solche Angebote in der ganzen Einrichtung gemacht werden können.
Wenn viele Menschen diese Idee umsetzen würden, wie sähe die Welt dann aus? Und was bräuchte es dafür?
Das fände ich großartig. Ein Ziel des Sinnesgartens ist es, einrichtungsübergreifend und inklusiv zu arbeiten und somit einen niedrigschwelligen Zugang zu dem Themenbereich Nachhaltigkeit bieten zu können.
Leider werden Eingliederungshilfe und Kinder- und Jugendhilfe oft unterschiedlich gedacht. Das liegt an den Finanzierungsstrukturen. Es macht aber Sinn, so ein Stadtgeschehen als Ganzes wahrzunehmen: Wo decken sich die Ansätze? Es hat aber noch eine andere Dimension: Wir sind ja nicht allein mit der Idee und der Vision des gemeinschaftlichen Gärtnerns. Es gibt in Frankfurt viele Leute, die das interessiert. Und die Aneignung von Sozialraum hat etwas sehr Demokratisches. Es wäre daher schön, wenn es für diese Art der Arbeit auch Planstellen geben würde und ein Bewusstsein für die Notwendigkeit.
Zur Lebenshilfe Frankfurt am Main geht’s hier lang https://www.lebenshilfe-ffm.de/de/startseite.html
Interview und Text: Gesa Maschkowski